Vereinsgeschichte

 

Karneval in Süggerath, einem kleinen Stadtteil von Geilenkirchen mit weniger als 800 Einwohnern, bedeutete lange Zeit vor allem eines: den Altweiberball am Veilchendienstag. Dieser stets gut besuchte Ball weckte bei einigen Süggerathern den Wunsch, dass auch in ihrem Ort mehr karnevalistisches Leben möglich sein müsste.

Kurz nach Karneval 1971 entstand daraus eine Idee – und am 25. Juni 1971 folgten Taten. 27 Süggerather trafen sich zu einer Versammlung unter dem Namen „Karnevalsfreunde“. Noch am selben Abend wurde ein Karnevalsverein gegründet.

Zum ersten Präsidenten wählte man Peter Vieten, den eigentlichen Initiator der Versammlung. Als einziger Teilnehmer mit karnevalistischer Erfahrung – erworben während seiner Zeit in Mönchengladbach – übernahm er die Führung. Unterstützt wurde er von Matthias Dohlen als Vorsitzendem und Leo Speuser als Schatzmeister. Letzterem kam die schwierige Aufgabe zu, die finanziellen Grundlagen für den Verein zu schaffen. Noch während der Gründungsversammlung wurden Spenden in Höhe von 226,00 DM gesammelt – ein erster Grundstock für die Vereinskasse.

Bei der Namenswahl war man sich schnell einig: Der Begriff „Karnevalsfreunde“ sollte unbedingt im Namen enthalten sein – schließlich war unter diesem Namen zur Versammlung eingeladen worden. Nach mehreren Vorschlägen entschieden sich die 27 Gründungsmitglieder schließlich für den Namen:

Karnevalsfreunde Süggerather „Spätlese“.

Der Begriff „Spätlese“ steht in diesem Fall nicht für eine Weinsorte, sondern symbolisch für die späte Gründung des Vereins im Vergleich zu den Nachbarorten Würm und Immendorf, in denen bereits seit Jahrzehnten Karnevalsvereine existierten. „Lese“ steht hier für das Ernten der karnevalistischen Früchte: Humor, Freude und Geselligkeit.

Auch die weiteren Vereinsmerkmale wurden festgelegt: Der Ruf „Söggeroth Alaaf“ wurde zum offiziellen Schlachtruf, die Vereinsfarben wurden auf Rot-Weiß festgelegt. Im Vereinswappen spiegeln sich alle Elemente wider – die Narrenkappe, ein mit 1971er Spätlese gefülltes Weinglas sowie eine Weintraube stehen symbolisch für die Herkunft, den Geist und die Geschichte des Vereins.

 

 In der ersten Karnevalssession wurden eine Karnevalssitzung, vier Ballveranstaltungen und ein Karnevalszug mit großer Begeisterung und Anteilnahme der Bevölkerung durchgeführt. Alle Veranstaltungen waren hervorragend besucht und fanden viel Anerkennung. Diese positive Resonanz spornte Vorstand und Aktive zu weiteren – anfangs durchaus gewagten – Schritten an.

Bereits in der zweiten Session wurde eine zusätzliche Karnevalssitzung in der Stadthalle Geilenkirchen veranstaltet. Diese übertraf alle Erwartungen und wurde ein großer Erfolg, der auch in der Presse gefeiert wurde. Damit wurde die „Spätlese“ über die Grenzen Geilenkirchens hinaus bekannt. Die Sitzung fand letztmalig 1981 statt, bevor die Stadthalle dem zwischenzeitlich gegründeten GKV überlassen wurde.

Von Anfang an stand auch soziales Engagement im Mittelpunkt des Vereins. Schon in der zweiten Session besuchte man verschiedene Einrichtungen wie die Kindergärten in Tripsrath und Bauchem, ein Behindertenheim in Schinveld (NL) sowie das Franziskusheim und Haus Beatrix. Diese wohltätigen Termine gehören bis heute fest zum Jahresprogramm und bereiten den Bewohnern, dem Personal und den Aktiven der „Spätlese“ gleichermaßen große Freude.

Seit 1975 pflegt die „Spätlese“ einen engen Kontakt zur Unteroffiziersheimgesellschaft – heute zur Nachfolgeorganisation: Heimgesellschaft der Selfkantkaserne Geilenkirchen (HGSKK) – in der Selfkant-Kaserne Niederheid. Dieser Kontakt geht weit über den Karneval hinaus und führte zu vielen privaten Freundschaften. Ab 1977 wurde dort gemeinsam mit den Hausherren eine große Prunksitzung veranstaltet, die schnell fester Bestandteil der Geilenkirchener Karnevalskultur wurde. Der Mannschaftsspeisesaal bzw. die Sporthalle wurde regelmäßig in eine schmucke Narhalla verwandelt und war lange Zeit Geilenkirchens größte Festhalle.

Inzwischen wird diese Halle nicht mehr genutzt, da sowohl Prunksitzung als auch Kappensitzung seit vielen Jahren nicht mehr stattfinden. Die Damensitzung, früher ebenfalls in der Kaserne beheimatet, findet nun mit großem Erfolg in der Aula der Realschule Geilenkirchen statt. Zwar etwas kleiner als früher, aber keineswegs weniger ausgelassen. Ca. 200 Damen feiern dort jährlich am Sonntagnachmittag eine stimmungsvolle Sitzung – oft sind die Karten bereits direkt nach der Veranstaltung für das Folgejahr reserviert.

Ein fester Bestandteil des Süggerather Karnevals ist der Karnevalszug am Tulpensonntag, der seit 1972 durch den Ort zieht. Vereine, Jugendgruppen, Nachbarschaften und Einzelpersonen gestalten fantasievoll geschmückte Wagen und Fußgruppen. In den letzten Jahren nehmen auch immer mehr Gruppen aus Geilenkirchen und den umliegenden Ortschaften am Umzug teil.

Der Umzug endet mit einer After-Zoch-Party auf dem Schulhof der alten Schule in Süggerath.

Tollitäten gab es in der Vereinsgeschichte viele – nicht nur Prinzenpaare, sondern auch mehrfach ein Dreigestirn. In den letzten Jahren musste jedoch leider auf eine Tollität verzichtet werden.

Auch der Kinderkarneval hat sich in den letzten Jahren gewandelt: Anstelle der traditionellen Veranstaltung am Veilchendienstag findet nun eine Kindersitzung im Bürgerhaus Tripsrath statt. Diese wird zu großen Teilen von den vereinseigenen Tanzgruppen gestaltet und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Neben unterhaltsamen Darbietungen sind auch Gastvereine sowie der Kindergarten Tripsrath regelmäßig auf der Bühne vertreten. Ergänzt wird das Programm durch Mitmachspiele und eine Tombola, bei der es für die Kleinen tolle Preise zu gewinnen gibt.

Seit ihrer Gründung engagiert sich die „Spätlese“ in gemeinnützigen Projekten und hat damit weit mehr als nur närrisches Brauchtum gepflegt.

Im Jahr 1995 stifteten Prinzessin Marianne und Prinz Heinz Hussels (damals auch Präsident) eine Standarte für den Verein. Die Vorderseite zeigt das Vereinswappen, die Rückseite nimmt Bezug auf die Herkunft des Ortsnamens „Süggerath“.

Die Endung „rath“ im Ortsnamen Süggerath und anderer zahlreicher umliegenden Orte hat ihren Ursprung auf eine umfangreiche Rodungsperiode im 9. Jahrhundert. Im Mittelalter entstand unmittelbar an der Wurm das Haus Horrich, was „reich an Sumpf“ bedeutet. Die Herren von Horrich waren bis zum Aussterben des Geschlechts im 18. Jahrhundert zugleich die Herren von Süggerath. Süggerath nannte sich „Herrlichkeit von Horrich“. Was nun den ersten Namensteil des Ortnamens Süggerath anbelangt, so geht er auf die einst hier anzutreffenden Wildsäuen zurück. Die Sügge oder Sögge ist die Säugende. Und da die Sau unter den bekannten Tieren das größte Gesäuge hat, wird der Teilbegriff zu Identifikation der Art. Der auffälligste Teil des weiblichen Schweins steht für das ganze Tier. So wird aus der Säugenden die Sau. Somit heißt Süggerath Sau-Rode. (Quelle: Nach Elisabeth Fischer-Holz, anl. Der Dorfpräsentation 1997 in der Stadtbücherei Geilenkirchen)

Dargestellt sind auf der Rückseite der Standarte die Rodungsperiode durch eine stehende und zwei gefällte Tannen (rode), zwei mächtige Säue (Sügge/Sögge) und die damals noch blaue Wurm. Bezüglich der Namensgebung gibt es noch eine verschmitzte Version. So soll ein Wanderer einen Waldarbeiter nach dem Weg gefragt und dieser geantwortet haben „sög do nor“. Daraus sei dann im Laufe der Jahre „söggero“ – heute Süggerath– geworden.


Dremol „Söggeroth Alaaf“